Postkolonialismus, Digitaler Kolonialismus

Kolonialismus. Welche Gedanken und Gefühle löst dieser Begriff bei dir aus?

Ich denke dabei an den Geschichtsunterricht. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und spüre noch immer, was uns vermittelt wurde: Es ist etwas, das lange her und vorbei ist. Deutschland hatte nur wenige Kolonien und diese auch nur für kurze Zeit. Kolonialismus ist ein Thema anderer Länder wie Großbritannien oder Spanien.

Ich denke daran, welche Rolle der Kolonialismus in meiner persönlichen Geschichte spielt. Meine Eltern sind noch in einem kolonisierten Land geboren worden. So lange ist es also doch nicht her.

Ich denke daran, was ich in den letzten Jahren gelernt habe. Es gibt Kontinuitäten. Kolonialismus und die Entstehung des Rassismus hängen zusammen. Ich tue mich mit den Begriffen Postkolonialismus und Dekolonisation immer noch schwer.

Ich merke immer wieder, dass es noch viel zu lernen gibt.

Erst kürzlich bin ich auf den „Digitalen Kolonialismus“ gestoßen. Dabei ist es kein neuer Diskurs. Mit diesem Beitrag versuche ich einige *kolonialismus-Begriffe in kurzen Erklärungen für mich einzuordnen und zu sortieren. Vielleicht ist er auch für dich hilfreich.

Zu jedem Begriff gibt es zahlreiche Links mit Quellenangaben oder zusätzlichen Informationen. Ich finde es selbst schwierig, dabei nicht zu versinken. Ich sehe sie mehr als Referenz, um später etwas nachschlagen zu können.

Kolonialismus

Der Begriff Kolonialismus bezeichnet eine Fremdherrschaft über auswärtige Gebiete, die vorrangig der wirtschaftlichen Ausbeutung dient.

Der Begriff beschreibt eine historische Phase, die im 15. Jahrhundert begann und bis Anfang der 1960er Jahre andauerte.

Freundlich formuliert ging es um mehr Einfluss. Es ging um die Ausbeutung der Menschen und um Ressourcen wie Gold und Gewürze. Außerdem ging es um den Verkauf von Waren an die Kolonien. Die Kolonialmächte glaubten an ihre kulturelle Überlegenheit und hielten andere Völker für minderwertig.

Etwas anders formuliert wurden Menschen versklavt oder Bevölkerungen vernichtet. Es wurden Reichtümer gestohlen und Kulturen vernichtet. Es bildete sich eine rassistische Herrschaftsideologie.

📚 Quellen

Postkolonialismus

Postkolonialismus ist eine Wissenschaft, die sich kritisch mit dem Kolonialismus auseinandersetzt und ihn mit der Gegenwart verknüpft. Zentrales Thema sind die kolonialen Kontinuitäten, also der fortgesetzte Einfluss kolonialer Strukturen auf die Gegenwart. Damit soll verdeutlicht werden, dass die kolonialen Machtverhältnisse nicht überwunden sind.

Den Begriff „Postkolonialismus“ finde ich schwierig zu greifen. Er beschreibt mehr als das zeitliche „danach“ nach dem formalen Ende kolonialer Herrschaft. Es ist eine Perspektive auf die heutige Kultur und Identität und kann Machtverhältnisse und Wirkweisen sichtbar machen.

Die Teilnahme an einem postkolonialen Stadtrundgang ist ein niedrigschwelliger Zugang zum Thema, wie ich finde. Dadurch wurde das Thema für mich greifbarer.

Jedoch finde ich es weiterhin sehr schwierig, koloniale Kontinuitäten im Alltag und in Strukturen wahrzunehmen. Aber gut, genau das macht sie ja aus.

📚 Quellen

Dekolonisation

Unter Dekolonisation (auch Entkolonialisierung, Entkolonisierung, Entkolonisation, Dekolonisierung und Dekolonialisierung genannt) werden die Ablösungsprozesse verstanden, die zum Ende einer kolonialen Herrschaft führen.

Zeitschrift der Bandung Konferenz

Dekolonisierung kann auch der Prozess zur Auseinandersetzung und Aufhebung kolonialer Kontinuitäten z.B. in der Bildungsarbeit, innerhalb von Organisationen oder in ihrer Zusammenarbeit mit Organisationen in anderen Ländern, in Museen oder in Unternehmen sein.

📚 Quellen und Beispiele

Digitaler Kolonialismus

Der Digitale Kolonialismus beschreibt die Macht- und Ausbeutungsstrukturen, die mit der Digitalisierung einhergehen.

Die postkoloniale Perspektive ermöglicht den Zugang dazu.

Das Wort „digital“ verschleiert (noch) die darunter liegenden Infrastrukturen und die Ausbeutung. Es hilft, dass viele bei „Technik“ alles ausblenden, weil es zu kompliziert sei. Im Prinzip ist es aber nicht viel anders als bei anderen globalen Lieferketten und Verflechtungen.

Die großen Tech-Konzerne aus dem Globalen Norden stellen digitale Infrastruktur, umfangreiche Rechenleistung und Algorithmen bereit. Und die Menschen, die bei Big Tech arbeitenn sind nach wie vor vor allem weiße Männer. Der Globale Süden hat die Rolle des Daten- und Rohstoff-Lieferanten. Die Menschen dort sind auf Konsumentinnen und Konsumenten reduziert, deren einzige Aufgabe darin besteht, zur Maximierung von Profiten beizutragen.

Doch wie beim „klassischem“ Kolonialismus gibt es auch hier Menschen und Gruppen, die sich dagegen engagieren, die widerständig und unbequem sind. Einige von ihnen findest du in den unten verlinkten Talks.

Technologische Alternativen sind z.B. Datenschutz, lokale Lösungen, Open-Source-Software, dezentrale Netzwerke und Kryptografie. Und es gibt Menschen und Organisationen und Firmen, die solche Alternativen entwickeln und maintainen (pflegen, aktualisieren, Fehler beheben).

📚 Quellen

Zusätzliche Informationen