Nichts passendes in deiner Herkunftssprache? Verwende Anki!

Du möchtest Worte und Sätze in einer deiner Herkunftsprache lernen? Du möchtest sie schreiben lernen? Du findest keinen passenden Kurs in deiner Herkunftssprache?

Darf ich vorstellen: Anki. Eines meiner absoluten Lieblingstools.

Anki ist eine Möglichkeit, dich beim Lernen zu unterstützen. Du kannst dir selbst die Lernkarten erstellen, so wie du sie brauchst.

Was ist Anki?

Vielleicht erinnerst du dich an Karteikarten aus der Schulzeit. Das ist eine Lernmethode, bei der du auf die eine Seite der Karte z.B. ein Wort auf Deutsch und auf die andere Seite der Karte ein Wort auf Englisch schreibst. Du kannst die Karten dann mischen und dich so selbst abfragen.

Anki ist eine Art digitales Karteikarten-Lernprogramm. Mit ein paar mehr Funktionen. Außerdem fragt Anki die Karten in einem vorgegebenem Rhythmus ab: Karten, die du dir gut merken kannst, seltener und Karten, die du dir nicht so gut merken kannst, häufiger.

Darum lernst du damit effektiv

Vielleicht kennst du das: du hast Dinge kurz vor einer Prüfung gelernt, aber schon kurz danach, weißt du davon nichts mehr. Manche Dinge möchtest du aber langfristig behalten. Damit sie besser im Gedächtnis bleiben, musst du die Dinge über einen längeren Zeitraum immer wieder wiederholen.

Diese Lernmethode heißt „Spaced Repetition“ (Wiederholung mit Abständen) oder „Intervall Lernen“. Mehr Informationen warum und wie es funktioniert, findest du auf der sehr anschaulichen und interaktiven Seite von Nicky Case: Der Weg zum perfekten Gedächtnis, oder so.

Für Karteikarten gibt es das Leitner-System. Die Karten werden nach erfolgreichem Lernen in vorgegebene Fächer gesteckt und wenn du eine Karte vergessen hast, wieder nach vorne gelegt. Bei Anki ist ein ähnliches System hinterlegt. Nur brauchst du dir darüber nicht so viele Gedanken zu machen, weil es automatisiert passiert.

Lerne deine Herkunftssprache mit Anki

Die Sprache meiner Eltern gibt es kaum in fertigen Kursen oder Apps. Wenn es etwas gibt, dann gibt es wirklich nur die absoluten Basics, die ich teilweise schon kann. Einerseits kann ich die Basics wie Verstehen und Satzbau, andererseits kann ich nicht Schreiben oder Lesen. Mit meiner Mischung an Wissen gehöre ich zu keiner Zielgruppe von kommerziellen Angeboten.

Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass ich mir mit Hilfe von Anki teilweise meine eigenen Lernmaterialien erstellen kann. Ein paar Dennochs und Abers:

  • Dennoch ist es wesentlich aufwendiger, aber dafür auf mich zugeschnitten.
  • Dennoch besteht die Schwierigkeit weiterhin das passende Ausgangsmaterial zu bekommen. Aber wenn ich etwas finde, kann ich es für mich anpassen. Diese Form der Selbstwirksamkeit macht auch Freude.
  • Dennoch ist es notwendig sich in nicht unbedingt intuitive Tools einzuarbeiten. Aber ich kann die Tools auch für andere Dinge nutzen und haben mein Skillset damit ausgebaut.

Darum lohnt sich der Aufwand.

Eventuell werde ich ein paar Anleitungen darüber schreiben, wie ich Anki zum Sprache lernen angepasst habe. Für den Beginn und deine Eigenrecherche möchte ich dir die Grundbegriffe und ein paar Funktionen von Anki vorstellen.

Das brauchst du zum Starten

Überlege dir, wie du lernen möchtest und welche Geräte du nutzst. Davon abhängig lade dir die entsprechende Software von der Anki Seite herunter.

Es gibt folgende Versionen:

  • Anki für Windows, Mac oder Linux. Kostenlos. Das ist der bequemste Weg, um eigene Karten zu erstellen. Du kannst die Desktop Version auch gut zum Abfragen verwenden.
  • AnkiDroid für Android Geräte. Kostenlos. Damit kannst du gut unterwegs lernen.
  • AnkiMobile für iPhone/iPad/iPod Touch. Damit kannst du gut unterwegs lernen. Diese Version kostet ca. 30 EUR. Wenn du unsicher wegen der Kosten bist, probier doch zuerst die Desktop Version aus.
  • AnkiWeb zur Synchronisation deiner Lernstapel, damit behältst du die Inhalte auf all deinen Geräten gleich. Rechts oben auf der Anki-Seite findest du einen Link zu AnkiWeb. Wenn du dich dort registrierst, kannst du deine Stapel synchronisieren.

Folgende Versionen habe ich zum Zeitpunkt des Entstehen des Artikels verwendet:

  • Anki 24.11
  • AnkiDroid 2.20.1
  • AnkiWeb

Grundbegriffe in Anki

Immer wieder finde ich es schwierig, die Begriffe auseinanderzuhalten. Es ist jedoch sinnvoll, weil du die Dokumentationen dazu dann besser verstehst. Es gibt viel mehr Anleitungen auf englisch, daher notiere ich in Klammern die englischen Begriffe.

Stapel -> Notiztypen -> Karten -> Felder

  • Stapel (Decks): die Karten sind einem Stapel zugeordnet. Du kannst z.B. einen Stapel für Sprache A und einen Stapel für Sprache B erstellen. Das Abfragen passiert pro Stapel.
  • Notiztyp (Note Type) gibt an, wie die Karten abgefragt werden: in beide Richtungen oder nur Vorderseite.
  • Karten (Cards) ist die Karteikarte. Eine Karte enthält die Felder.
  • Felder (Fields) entsprechen einem Tabelleneintrag bzw. der Tabellenspalte, wenn du dir die Informationen in Tabellenform vorstellst.

Starte am besten mit den voreingestellten Notiztypen, Karten und Feldern. Wenn du schon vertrauter mit Anki bist, kannst du die Notiztypen anpassen, eigene Felder definieren. Aber Schritt für Schritt. Probier dich langsam aus.

Auf AnkiWeb findest du Stapel, die andere erstellt haben. Du kannst sie verwenden, um dich mit Anki vertrauter zu machen. Allerdings lernst du mehr, wenn du dir eigene Stapel erstellst.

Funktionen in Anki

Ich stelle dir ein paar Funktionen vor, die ich nutze. Damit siehst du, was möglich ist und kannst danach recherchieren. Diese Funktionen werden meist über sogenannte Plugins zur Verfügung gestellt, die du bei Bedarf installieren kannst. Viele Plugins sind nur für die Anki Desktop Version.

  • Bilder können hinzugefügt werden
  • Audio-Dateien können hinzugefügt und abgespielt werden
  • Karten können mit Lückentext erstellt werden
  • Antwort eintippen: die Abfrage kann so erstellt werden, dass du die Antwort eintippen musst ({{type:FELD}})
  • Tipps: Informationen als verdeckten Tipp hinterlegen, der erst durch Anklicken aufklappt ({{hint:FELD}})
  • Audio zu Text erzeugen lassen (Plugin AwesomeTTS)
  • zur Motivation Konfetti regnen lassen, wenn du einen Stapel gelernt hast (Plugin Congrats Confetti)
  • Vokabeln in Tabellenform z.B. aus Excel bzw. csv importieren
  • und so viel mehr …

Auch bei den Funktionen gilt: Schritt für Schritt. In den letzten Jahren habe ich Anki immer wieder verwendet, um alles mögliche zu lernen. Es ist unglaublich vielseitig und anpassbar. Diese Dinge habe ich allmählich gelernt, über einen langen Zeitraum. Das kann es am Anfang aber auch erschweren. Ich habe es als nischiges Tool kennengelernt. In den letzten Jahren ist es unglaublich bekannt geworden, das ist wunderbar, denn jetzt gibt es unzählige Tutorials zu Anki.

Lernen braucht Zeit

Wenn du zwischendrin Schwierigkeiten hast, frustriert bist, sei geduldig mit dir.

Was Anki angeht, lass dir Zeit, dich mit dem Tool vertraut zu machen. Starte lieber klein als gar nicht.

Neben den technischen Funktionen von Anki wirst du mit der Zeit besser herausfinden,

  • wie du die Stapel und Karten organisierst und wie viel neue Karten abgefragt werden, so dass du nicht in neuen Karten ertrinkst und am Ende frustriert aufgibst
  • wie du am besten deine Abfragen formulierst, dass du dir Dinge gut merken kannst
  • wofür du Anki nutzen kannst und wofür nicht.

Und was das Sprache lernen angeht, auch das braucht Zeit. Gönn dir die Zeit. Schön, dass du es versuchst. Falls du mal nicht weitermachen kannst, dann kannst du jederzeit zu einem späteren Zeitpunkt wieder anfangen.

Probier es aus!

📚 Quellen und weiterführende Informationen

Anki-Logo: Von Alex Fraser – From this website. http://phatcore.com/portfolio/logos.php, GPL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8134342

Anki zum Runterladen und Dokumentation: https://apps.ankiweb.net/

Spaced Repetition Lernen interaktiv erklärt: https://ncase.me/remember/de.html